Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein, sind die abschließenden Worte von Arundhati Roy in ihrer Dankesrede anlässlich der Preisverleihung des PEN-Pinter-Preises 2024. Dieser Preis wird vom englischen PEN-Zentrum zu Ehren des Literaturnobelpreisträgers und Dramatikers Harold Pinter verliehen. Pinter war Vizepräsident des English PEN und aktives Mitglied des Writers-in-prison-Committee (WiPC).
Sie spricht klare Worte, die deutsche Politiker nicht hören wollen. Wer in Deutschland diesen Satz sagt, muss damit rechnen, wegen Volksverhetzung angeklagt zu werden. Die Forderung nach Freiheit als Straftatbestand - 91 Jahre nach 1933. Ihre Rede hier in Auszügen:
Ich weigere mich, das Spiel der Verurteilung zu spielen. Ich möchte mich klar ausdrücken. Ich sage den unterdrückten Menschen nicht, wie sie sich gegen ihre Unterdrückung wehren sollen oder wer ihre Verbündeten sein sollen.
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Die USA und Israel verüben in Gaza und jetzt auch im Libanon einen Völkermord, der im Fernsehen übertragen wird und der der Verteidigung einer kolonialen Besatzung und eines Apartheidstaates dient.
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Wie jeder Staat, der in der Geschichte ethnische Säuberungen und Völkermord durchgeführt hat, begannen die Zionisten in Israel - die sich selbst für "das auserwählte Volk" halten - mit der Entmenschlichung der Palästinenser, bevor sie sie von ihrem Land vertrieben und ermordeten. Premierminister Menachem Begin bezeichnete die Palästinenser als "zweibeinige Bestien", Yitzhak Rabin nannte sie "Heuschrecken", die "zerquetscht werden könnten", und Golda Meir sagte: "So etwas wie Palästinenser gibt es nicht". Nachdem diese zweibeinigen Tiere, Heuschrecken ... und nicht existierenden Menschen ermordet, ethnisch gesäubert und ghettoisiert worden waren, wurde ein neues Land geboren.
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Ich frage Sie, wer von uns, die wir in diesem Saal sitzen, würde sich bereitwillig der Demütigung unterwerfen, der die Palästinenser in Gaza und im Westjordanland seit Jahrzehnten ausgesetzt sind? Welche friedlichen Mittel hat das palästinensische Volk nicht ausprobiert? Welchen Kompromiss haben sie nicht akzeptiert - ausser dem, der von ihnen verlangt, auf den Knien zu kriechen und Dreck zu fressen?
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Israel führt keinen Krieg zur Selbstverteidigung. Es kämpft einen Angriffskrieg. Ein Krieg, um noch mehr Land zu besetzen, um seinen Apartheidapparat zu stärken und seine Kontrolle über das palästinensische Volk und die Region zu verstärken.
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Wenn Benjamin Netanjahu eine Karte des Nahen Ostens hochhält, auf der Palästina ausradiert ist und Israel sich vom Fluss bis zum Meer erstreckt, wird er als Visionär beklatscht, der an der Verwirklichung des Traums einer jüdischen Heimat arbeitet. Aber wenn Palästinenser und ihre Anhänger "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein" skandieren, wird ihnen vorgeworfen, sie würden ausdrücklich zum Völkermord an den Juden aufrufen.
Die Zitate sind der in FN2 genannten Quelle entnommen.
Wer die ganze Rede lesen will - es lohnt, wird hier fündig:
- The Wire, Indien
- Deutsche Übersetzung bei der Gesellschaft Schweiz-Palästina
- Über die Person Arundhati Roy bei wikipedia.de und wikipedia.en (Empfehlung: englische Version!)
- Über den PEN-Pinter-Preis bei wikipedia.de und bei wikipedia.en